„Das Glas ist mehr als halbvoll“ – Initiative „Lebenswerte Städte“ zum Abschluss der Reform des Straßenverkehrsrechts
Mit dem Beschluss des Bundesrates am 21.03.2025 zur neuen Verwaltungsvorschrift (VwV) für die bereits im vergangenen Herbst novellierte Straßenverkehrsordnung (StVO) ist der langwierige Reformprozess des deutschen Straßenverkehrsrechts vorerst abgeschlossen. Die Initiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ wertet ihre Arbeit als großen Erfolg, zieht aber eine gemischte Bilanz zur Straßenverkehrsrechtsreform.
Die Initiative begrüßt die aktualisierte Hilfestellung für die Kommunen zur Umsetzung des neuen Straßenverkehrsrechts. Die Verwaltungsvorschrift schränkt die durch die StVO-Novelle geschaffenen neuen Spielräume für die Kommunen nicht wieder ein, sondern gibt den Kommunen angemessene Leitlinien an die Hand, wie die neuen Regelungen im Sinne einer stadt- und umweltverträglichen Gestaltung vom Mobilität und Verkehr genutzt werden können. Dies betrifft insbesondere die Anordnungsmöglichkeiten für Maßnahmen zugunsten des ÖPNV, des Rad- und des Fußverkehrs. „Gleichwohl“, so Leipzigs Baubürgermeister Thomas Dienberg, Co-Sprecher der Initiative, „haben wir unsere Ziele nur teilweise erreicht. Gerade bei der Anordnung der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten sind wir noch weit von der notwendigen Flexibilität entfernt, auch wenn die StVO hier ebenfalls kleinere Verbesserungen bereithält.“ Dennoch sei viel erreicht worden, meint Dienberg: „Das Glas ist mehr als halbvoll. Und darauf sind wird auch ein bisschen stolz.“
Der Initiative „Lebenswerte Städte“ sind seit ihrer Gründung durch die Städte Aachen, Augsburg, Freiburg, Hannover, Leipzig, Münster und Ulm im Jahr 2021 über 1.100 Städte, Gemeinden und Landkreise beigetreten, in denen über die Hälfte der deutschen Bevölkerung lebt. Besonders bemerkenswert ist die politische Breite dieser kommunalen „Graswurzelbewegung“. „Trotz des weiterhin bestehenden Reformbedarfs beim Straßenverkehrsrecht, dem sich eine neue Bundesregierung dringend stellen muss, haben wir mit unserer Initiative weit mehr erreicht, als zu erwarten war“, betont die Aachener Stadtbaurätin Frauke Burgdorff, Co-Sprecherin der Initiative. Insofern sei noch viel zu tun, die Initiative habe ihre Aufgabe aber vorerst erfüllt. Nun sei es zunächst an den Kommunen, den neuen Rechtsrahmen auch auszufüllen, so Burgdorff: „Lebenswerte Städte und Gemeinden zu schaffen liegt vor allem in der Hand der Menschen vor Ort. Lasst uns das gemeinsam angehen.“
Für die Initiative heißt das, dass sie das öffentliche Engagement in seiner bisherigen Form nicht weiterführt. „Unser Dank gilt allen, die ihren Beitrag dazu geleistet haben, dass wir gemeinsam so viel erreicht haben. Die Städte, Gemeinden und Landkreise, die der Initiative beigetreten sind, haben teilweise herausfordernde Debatten geführt und damit ein Signal gesetzt, dass ihnen die demokratische und lokale Gestaltung des Straßenraums ein wichtiges Anliegen ist“, so Burgdorff und Dienberg abschließend.
Die Webseite der Initiative bleibt aktiv. Unter https://www.lebenswerte-staedte.de können weiterhin alle Informationen, Pressemitteilungen, Aufzeichnungen der Online-Konferenzen und andere Unterlagen abgerufen werden.